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Achtung! Diese Liste ist, wie der Rest dieser alten Fassung der Hegelwerkstatt, veraltet. Die aktuelle Version der Empfehlungsliste zur Hegel Primärliteratur kann eingesehen werden auf der neuen Hegelwerkstatt unter: http://werkstatt.hegel.net/index.php/Buecher.

Hier nun die alte Fassung meiner kommentierten Hegel-Bibliographie vom Stand 6.7.2002.

Die Anordnung der Themen entspricht (bis auf 0,1 und 8) der Gliederung von Hegels Enzyklopädie. Der Schwerpunkt der Literaturauswahl der Bereiche 1-8 liegt dabei darin, einen zuverlässigen und durchgehenden Kommentar zu Hegels Werk zu haben, auf dem weitere Hegel Studien aufbauen können.


0. Über Hegels Leben und seine Zeit:

0a) Eine (philosophie)historische Einführung gibt:

Gulyga, Arseni: "Die klassische deutsche Philosophie -Ein Abriss" Reclam, Leipzig 1990, ISBN 3-379-00484-7, TB, 427 Seiten).

Einfach zu lesende Einführung, da eher an der Problemgeschichte als an äußeren Personendaten orientiert. Ein sowjetischer Autor, aber erfreulicherweise relativ wenig ideologisch. Hat sich sein ganzes Leben mit der klassischen deutschen Philosophie beschäftigt, hat vorher u.a. eine Biographie zu Kant und eine zu Hegel geschrieben (Seine hier nicht extra aufgeführte Hegel-Biographie ist eher unterer Durchschnitt, aber solide, gut an ihr ist das außergewöhnlich viele Bildmaterial (über 100 Bilder, auch bei Reclam erschienen)).

Für eine anspruchsvollere und ausführlichere Schilderung der Problemgeschichte siehe 1b) Taylor "Hegel"

0b) Die klassische Hegel Biographie:

Rosenkranz, Karl: "Georg Wilhelm Friedrich Hegels Leben", Orginal Berlin 1844, reprint der wissenschaftlichen Buchgesellschaft (in Fraktur), Darmstadt 1998, ISBN 3-534-13817-1, 569 Seiten.

Mit vielen Dokumenten. Von einem echten Hegelianer aus direkter Anschauung geschrieben.

0c) Über Hegels Leben ist am Besten (berücksichtigt die neue Forschung):

Althaus, Horst: "Hegel und die heroischen Jahre der Philosophie", Carl-Hanser Verlag, München / Wien 1992, ISBN 3-446-16556-8, Leinen, 648 S., 68 DM

Überhaupt sind im Hanser Verlag gute Biographien von Philosophen erschienen. Der Teil mit der Darstellung von Hegels Philosophie ist - wie üblich- eher mit Vorsicht zu genießen, Althaus versteht davon nicht so viel, aber die Biographie ist gut und zuverlässig.

0d) Zu Hegels politischer Rolle in Berlin und auch zu seinem Einfluss in den Burschenschaften u.v.m., siehe das materialreiche Buch:

d'Hondt, Jaques: "Hegel in seiner Zeit - Berlin 1818-1831", Akademie Verlag, Berlin (DDR) 1973, BestelNr. 5978-ES3 B2, EDV Nr. 7521452 (kein ISBN)

[Orginal: "Hegel en son Temps", Edition sociales, Paris o.J.]

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1.Allgemein

1a) Hösle, Vittorio: "Hegels System", Meiner Verlag, Hamburg 1988 (2.Auflage), ISBN 3-7873-0775-3, 666 Seiten (2 Teilbände in einem Band), 98 DM (Sollte in jeder besseren Bibliothek und Uni-Bücherei zu haben sein).

Eine neue, dritte, um ein ausführliches (30 seitiges) Nachwort vermehrte Auflage erschien im Frühjahr 1998.

Eine sehr gelehrte und sorgfältige Untersuchung von Hegels System, in einer einfachen, klaren Sprache geschrieben. Voller guter Argumente und mit großer Kenntnis von Hegels Entwicklung, seines Systems, der Sekundärliteratur, einschließlich der wichtigsten Werke der "echten" Hegel Schüler. Enthält auch eine reichhaltige Bibliographie, die im Laufe des Textes kommentiert wird.

[Inhaltsverzeichnis des Buches]

Er kritisiert viele Stellen in Hegels System und bespricht Hegels Entscheidungen bei der Architektur seines Systems. Zeigt dabei auch viele Missverständnisse in der gängigen Hegelkritik und versucht auch mehr als üblich zu zeigen, was an Hegels Konzepten rational / bewahrenswert ist.

Die gleichzeitige Suche nach der "Intersubjektivität" bei Hegel geht dem "Nicht-Eingeweihten" am Anfang etwas auf die Nerven, aber man gewöhnt sich daran.

Die Bücher (siehe z.B. auch seine weiteren Bücher in dieser Liste zu Spezialthemen: 7.1a, 7.3 und seine komplette Bibliographie) von Hösle sind alle von großer Dichte. Seine neueren Bücher sind im Beck Verlag (z.T. als TB) erschienen.

1b) Taylor, Charles: "Hegel", stw 416, ISBN 3-518-28016-3, Suhrkamp Verlag Frankfurt 1983 (gebundene Ausgabe 1978, englische Orginalausgabe 1975 bei Cambridge University Press), Taschenbuch 773 Seiten, DM 36,80.

Gute, nicht triviale Einführung in das hegelsche Systems mit Schwerpunkt auf seine Beziehung  zu den Denkern und Debatten der Zeit von ca. 1700-1830. Dabei werden die Gedanken Hegels versucht nachzuvollziehen aber auch zu kritisieren. Dadurch insgesamt viele Informationen und Anregungen.

Lücken:

Die Naturphilosophie wird nur kurz (Mechanik 3 1/2 Seiten, Physik 1 1/2 Seiten, Organik 3 1/2 Seiten) behandelt. Subjektiver Geist sowie die ersten beiden Teile "Recht" und "Moral" des objektiven Geistes werden interessanter Weise nicht behandelt (allerdinsg z.T. schon in der Besprechung der Phänomenologie). Der Abschnitt zur Kunst fällt ebenfalls sehr dünn aus (von den nominell ca. 30 Seiten beschäftigen sich nur ca. 5 mit Hegels System der Künste im engeren Sinne).

1c) Ein neuer Kommentar zur ganzen Enzyklopädie:

"Hegels 'Enzyklopädie der philosophischen Wissenschaften' (1830) - Ein Kommentar zum Systemgrundriss von Hermann Drüe, [Subjektiver Geist], Annemarie Gethmann-Siefert [Aetsthetik], Christa Hackenesch [Logik], Walter Jaeschke [Religion und Philosophie], Wolfgang Neuser [Natur] und Herbert Schnaedelbach [Einleitung und Objektiver Geist]."

stw 1477, Frankfurt 2000, ISBN 3-518-29077-0, DM 34,90, 562 S.

Herausragend sind die Teile von Frau Gethmann-Siefert, Walter Jaeschke und Wolfgang Neuser.

Die Texte von Herrn Schädelbach (vergleiche dazu die Polemik von Prof.Stekeler), Frau Hackenesch und Herrn Drües sind z.T. eher irreführend statt einführend, hier sei auf die besseren Texte in dieser Bibliographie verwiesen. Störend ist insbesondere dass nach einem oft durchaus akzeptablen Bericht über bestimmte Hegelsche Positionen dann eine Kritik kommt,  die in der Literatur längst widerlegt ist. Das macht diese Artikel, bei allen Verdiensten, in der Summe für den Laien, der sich nicht auskennt, eher kontraproduktiv.

1d) Rosenkranz, Karl: "Erläuterungen zu Hegels Encyclopädie", Leipzig 1870, vergr.

Kommentiert Kernparagraphen der Logik, in der für Rosenkranz typischen unbefangenen und zugleich kenntnisreichen Art. Dabei kommt an einigen Stellen auch eine Kritik zum Ausdruck.

1e) Inwood, Michael (James) : A Hegel Dictionary, Blackwell Publishers Inc., Oxford (UK), 1992, ISBN 0-631-17533-4, kartoniert, 347 S., engl.

Nicht nur für englische Texte (zum lesen oder selber schreiben) zu Hegel nützlich, sondern auch wegen der dargebotenen Informationen, schon wegen des brechtschen "Verfremdungseffektes".

Es wurde auch schon in HEGEL-L empfohlen. Neben einem interessanten Aufsatz über Hegels (philosophische) Sprache und einer guten Bibliographie (hauptsächlich zur englischen Literatur), die vor allem zu allen Büchern kurze Kommentare zum Inhalt enthält, hat es in Lexikonform kurze (typischerweise 1-4 Seiten) Aufsätze zu den wichtigsten von Hegel benutzten Wörtern. 

Enthält schöne philosophie-etymologische Hintergrundinformationen, insbesondere insofern sie für Hegels Gebrauch wichtig sind. Die Artikel fangen jeweils der Verwendung der Worte in der deutschen Alltagssprache, ihrer Verwendung vor Hegel in der bisherigen Philosophie, besonders in der deutschen Philosophie (etwa Wolff und Kant) an und gehen dann auf die einzelnen Verwendungsarten bei Hegel ein. 

Das Buch ist vor allem allen nicht deutschsprachigen zu empfehlen als zuverlässige Orientierung bei der Hegel Übersetzung, aber auch denjenigen deutschen, die vielleicht vorschnell in Hegels Sprache Bedeutungen hinein interpretieren die von diesem damals gar nicht beabsichtigt waren.

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2. zu Hegels Logik:

Primärliteratur (von G.W.F. Hegel):

  • Band 1 der Enzyklopädie (stw 608), auch "Die kleine Logik" genannt. Nach diesem Werk hat Hegel in Berlin die Logik gelehrt. Das Werk ist einfacher zu lesen und mehr aus einem Guss als
  • Die "Wissenschaft der Logik" (stw 605,606), auch "Die große Logik" genannt. Band 1 ("Die Lehre vom Sein") hat Hegel noch 1830, kurz vor seinem Tod, auf den neusten Stand gebracht. Der 2.Teil aus dem Jahre 1813, die Lehre vom Wesen, ist gegenüber den späteren Fassungen des Systems veraltet, der Übergang vom 1. zum 2.Teil passt daher hier nicht so gut wie in der neueren "kleinen Logik".
  • Frühere Fassungen der Logik finden sich in den Nürnberger Schriften (in stw 604, bekannt unter dem Namen "Propädeutik") und in den Jenaer Systementwürfen (bei Meiner erschienen)

Sekundärliteratur, die die ganze Logik behandeln sind:

2a) Kuno Fischer: Logik und Metaphysik oder Wissenschaftslehre, Herausgegeben und eingeleitet von Hans-Georg Gadamer. Manutius Verlag Heidelberg, 1198, ISBN 3-925678-69-7, gebunden, taschenbuchformat, 186 Seiten. Reprint der Orginalausgabe Heidelberg, Mai 1852 (in lateinischer Schrift),

Sehr gute, kurze Darstellung und Kommentar der gesamten Hegelschen Logik von einem der besten Hegelkenner de2 2.Hälfte des 19. Jahrhunderts. Stellt sowohl den Bezug zur Linie Kant-Fichte-Schelling her, zeigt andererseits sehr schön die logischen Übergänge zwischen den einzelnen Kategorien. Auch für Hegel Spezialisten zu empfehlen.

2b) Stekeler-Weithofer (SW), Pirmin: "Hegels Analytische Philosophie", Verlag Ferdinand Schöningh, Paderborn, 1992, ISBN 3-506-78750-0 (Leider etwas teuer: ca. 150 DM, aber in sollte jeder besseren Uni-Bibliothek stehen).

Hinweis: Die Bücher von Herrn SW wurden zum 1.1.2001 vom Schöningh Verlag zum mentis-Verlag transferiert. Damit haben sich die bibliographischen Angaben wie folgt geändert: ISBN 3-89785-025-7, Preis 74,- Euro (DM 144, 73), mentis Verlag.

Behandelt den gesamten Text der "kleinen Logik" (also des 1.Bandes der Enzyklopädie, stw 608) sehr ausführlich / detailliert, lässt sich gut parallel mit der kleinen Logik lesen (wo es Sinn macht, werden zum Verständnis auch die "Grosse Logik" und Teile der Naturphilosophie herangezogen)..

[Inhaltsverzeichnis des Buches]

Klar und verständlich, (auch und gerade gemessen an modernen Maßstäben, moderner Wissenschaftssprache und Analytischer Philosophie geschult).

Einer der wenigen Texte der es wagt, Hegels Logik komplett in klarem modernen deutsch zu referieren. Setzt sich damit der Kritik aus, ist darin aber selbst in seinen Fehlern noch fruchtbarer als die vielen Schinken, die sowieso keiner liest, weil sie noch unverständlicher als die Originaltexte sind [So will ich es daher selbst auch halten - KF]. Ein sehr guter Beitrag zum entmystifizieren von Hegel.

SW übersetzt dabei sehr konsequent alles theologische in nicht-theologische (=d.h. u.a. auch: nicht-religiösen Menschen zugängliche) Begriffe (wobei er zeigt, dass in einer solchen Deutung die theologischen Begriffe Sinn machen. Er leitet also nicht die theologischen Begriffe als etwas irrationales, etwas anderem geschuldetes ab, wie etwa viele Spielarten des Marxismus und der Psychologie z.B.. Zur Theologie siehe auch Abschnitt 7.2, etwa 7.2d).

Das bei weitem beste Buch zu Hegels Logik, das ich kenne. Auch (oder gerade) Naturwissenschaftler und naturwissenschaftlich Interessierte werden das Werk mit Gewinn lesen. Das Werk sollte eigentlich mit allen Vorurteilen zu Hegels angeblich wirklichkeitsfernen Denken restlos aufräumen.

Leseproben aus dem Buch (das eigentliche Buch ist noch sehr viel besser!): Zusammenfassung der Worterklärungen zum Sein, Wesen und Begriff, einleitende Bemerkungen zum Begriff sowie ein Teil seiner Zusammenfassungen.

2c) Als Ergänzung und Erweiterung zu Stekeler-Weithofer, zur Vertiefung in Hegels Logik:

Liebruck, Bruno (BL), "Sprache und Bewusstsein", Band 6: "Der menschliche Begriff - Sprachliche Genesis der Logik, logische Genesis der Sprache", in 3 Teilbänden (zusammen ca. 100 DM):

Band 6/1: Die Lehre vom Sein, ISBN 3-261-01329X (817 S.)
Band 6/2: Das Wesen, ISBN 3-261-013311 (456 S.)
Band 6/3: Der Begriff, ISBN 3-261-013303 (635 S.)

Verlag Peter Lang, Frankfurt am Main 1974 (ab Band 6, die vorherigen Bände sind in der Akademischen Verlagsgesellschaft, Frankfurt a.M. erschienen).

Philosophie Professor in Frankfurt und seit einigen Jahren verstorben. Hielt sich angeblich, wie übrigens auch Hösle, für den 2. Hegel.

Insgesamt besteht das Werk "Sprache und Bewusstsein" aus 7 Bänden, wovon zumindest die Bände 3, 5 und 6 Hegel gewidmet sind

(Band 2: Humboldt, Band 3: dialektische Begriffe / Worte bei Kant und Hegel, Band 4 ist Kant gewidmet, Band 5: Phänomenologie, Band 7 Hölderlin).

Band 6 widmet sich nun einem kompletten Kommentar der "Grossen Logik".

Übrigens sind Band 3, 4 und 5 leider vergriffen, von Band 7 sind nur noch wenige Exemplare erhältlich.

Wie die Seitenzahl schon andeutet sehr ausführlich, aber auch langatmig. z.T. sind über 100seitige Kritiken anderer Werke (etwa von Königs, einem Hegelforscher zur Sprache bei Hegel, war damals in, oder zu Wittgensteins Tractatus) mit enthalten.

Da Liebrucks den Höhepunkt der Entwicklung auch nicht in Hegel sondern in Hölderlin (siehe Band 7) sieht, ist die Sprache auch z.T. eher poetischer,  erinnert daher sprachlich auch z.B. an Bloch. Auch bei Liebrucks, der neben Hegel und Hölderlin auch noch Kant und Platon (zu Platon schrieb BL seine Dissertation) immer wieder positiv erwähnt (wobei er das Rationelle an den letzten beiden in Hegel aufgehoben sieht), wird das theologische konsequent rationalisiert in eine Gesellschaft / Sprache, allerdings anders als etwa bei Stekeler-Weithofer.

Beide Werke (b+c) ergänzen sich gut, wobei ich zur Einführung eher b) empfehlen würde (da kürzerer Text und präzisere Sprache) und dann zur Ergänzung c).

2d) McTaggart "A Comentary on Hegel's Logic"

Gilt als der bekannteste Kommentar, schon weil er seit Anfang des Jahrhunderts verfügbar ist. Leider derzeit vergriffen.

Neu: OnlineVersion.!

Interessant in erster Linie zum Verständnis der Hegel Rezeption des 20.Jahrhunderts im englischsprachigen Raum. Praktisch alle neueren Interpretatoren berichten von schwerwiegenden Mängeln in seiner Interpretation.

 

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3. zu Teilproblemen der Logik:

3a) Wandschneider, Dieter "Grundzüge einer Theorie der Dialektik - Rekonstruktion und Revision der dialektischen Kategorienentwicklung in Hegels 'Wissenschaft der Logik'", Klett-Cotta, Stuttgart 1995, ISBN 3-608-91749-9, 231 Seiten, Leinen

Das Buch versucht Hegels Dialektik mit den Mitteln der modernen Philosophie (gerade auch mit an der analytischen Philosophie geschulten Instrumentarium) zu präzisieren (ohne sie zu verflachen / auf deren Niveau herabzuziehen). Dabei wird vor allem auf den Anstrengungen von Kesselring ("Die Produktivität der Antinomie") und Hösles ("Hegels System") sowie zahlreichen kleineren Arbeiten des Autors (=D.W.) aufgebaut.

[Inhaltsverzeichnis des Werkes]

Es wird versucht den ersten Teil der Logik (Qualität) im einzelnen zu rekonstruieren (wobei es zu Abweichungen gegenüber dem Hegeltext kommt) und eine Skizze für den Aufbau / die Logik des 2.Teils, der sich mit der Quantität befasst, zu geben.

Es wird detailliert auf Fragen der Vermittlung des dialektischen Widerspruchs mit der modernen Logik (über Kesselring hinaus, sehr interessant) und über grundsätzliche Probleme, auch zur Struktur und Metastrukturen gegeben. Eine Auseinandersetzung mit Trendlenburg und ein Ausblick runden das Werk ab.

Vielleicht gibt das Vorwort des Werkes einen besseren Eindruck.

Dieter Wandschneider lehrt an der Universität Aachen und ist mit Vittorio Hösle befreundet (er war dessen Professor und hat ihm auch das obige Buch gewidmet).

3b) von Pechmann, Alexander: "Die Kategorie des Maßes in Hegels 'Wissenschaft der Logik'", Pahl-Rugenstein Verlag, Köln 1988, ISBN 3-7609-5051-5; leider vergriffen (sollte aber in Unis zu finden sein)

Das ausführlichste Werk zum Thema, auf der Basis der "Grossen Logik". Bespricht auch Hegels Beschäftigung und Kritik an der Differentialrechnung, an der Bewegung, wie auch anderes zu naturwissenschaftlichen Grundkonzepten.

Auch mit besonderem Interesse für Fehler in Hegels Darlegung. Vom Hegelverständnis her veraltet. Die Darlegungen bei SW (2b) sind hier besser.

3c) Iber, Christian: "Metaphysik der absoluten Relationalität - Eine Studie zu den ersten beiden Kapiteln von Hegels Wesenslogik" [in der "großen" Logik]. Walter de Gruyter Verlag Berlin / New York 1990, ISBN 3-11-012-012438-6, Leinen, 529 S., ca. 120 DM.

Dissertation von 1986 bei Theunissen. Iber ist wissenschaftlicher Mitarbeiter an der FU Berlin, im WS hatte er eine Gastprofessur in Jena.

3d) Schmidt, Klaus J.: "G.W.F.Hegel: >Wissenschaft der Logik - Die Lehre vom Wesen<" Untertitel: Ein einführender Kommentar. UTB Schöningh, Paderborn 1997, ISBN 3-8252-1997-6, Taschenbuch, 238 S., ca. 25 DM.

Schmidt lehrt, wie früher Hösle, an der Uni Bochum. Er kennt 1a) und 3c). Er behandelt den ganzen 2.Teil der großen Logik. Liefert zusammen mit  2b, 2c und 3c gutes Hintergrundmaterial für das Verständnis der Wesenslogik.

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4. Zu Hegels Philosophie der Natur:

Neben Hegels politischer Rolle wird glaube ich über kaum etwas so viel Unsinn erzählt wie über seine Naturphilosophie.

Hier wieder nur einige Literaturhinweise zur Korrektur:

Hegels naturwissenschaftlichen Grundideen, die ganz wissenschaftlich empirische Resultate verallgemeinern und dabei auch reflektieren was dabei geschieht, welche Kategorie warum (oder warum nicht) benutzt werden usw. finden sich besonders gut in Hegels Lehre vom Maß.

Siehe hierzu die zwei sehr gute und erhellende Kommentare von SW (s. 2b) und Pechmann (s.3b) sowie allgemeiner bei Hösle (1a).

Darüber, dass Hegel auch naturwissenschaftlich auf der Höhe seiner Zeit war, siehe etwa die beiden Konferenzbände:

4a) Horstmann, Rolf-Peter and Petry, Michael J. (Hrsg): "Hegels Philosophie der Natur", Ernst Klett Verlag, Stuttgart 1986, ISBN 3-608-91408-0; 128 DM

Dies sind die Konferenzprotokolle der ersten der beiden oben erwähnten Konferenzen zu Hegels Philosophie der Natur, gehalten von der Internationalen Hegelvereinigung.

[Inhaltsverzeichnis des Buches]

Der Schwerpunkt lag hierbei darauf, zu zeigen, dass Hegel normalerweise erstaunlich up to date in seinem Wissen um die Naturwissenschaft und Mathematik seiner Zeit war. Außerdem wird gezeigt, inwiefern Hegels Argumentationen gegen manche Theorien seiner Zeit sinnvoll waren (es wird gezeigt, dass es sich damals oft um noch unterentwickelte, z.T. noch fehlerhafte Versionen von heutigen Theorien handelte, deren z.T. subtile Fehler Hegel scharfsinnig nachwies).

Die Texte sind z.T. in französisch und englisch.

4b) Petry, Michael John (Hrsg): "Hegel und die Naturwissenschaften", Fromann-Holzboog, Stuttgart-Bad Cannstatt 1987, ISBN 3-7728-1146-9, 565 Seiten, ca. 240 DM.

Die Papiere der 2.Konferenz zu Hegels Naturphilosophie, gehalten in Tübingen.

In diesen Papieren liegt der Schwerpunkt eher darin, zu untersuchen (und herauszustellen) was für uns heute in Hegels Naturphilosophie vernünftig und bewahrenswert ist. So untersuchen z.B. die Artikel von Prof. Wandschneider und Vittorio Hösle den systematischen Platz und die Architektur von Hegels Naturphilosophie, behandeln Hegels Mechanik und seine Beziehung zu Einstein (dazu siehe auch Wandschneider, Dieter: "Raum, Zeit, Relativität"), Hegels Biologie u.a.m.

Ergänzt wird das Material um eine Bibliographie zu Büchern über Hegels Naturphilosophie seit Hegels Tod und einer Liste aller Bücher zu Mathematik und Naturwissenschaften in Hegels Privatbibliothek (beides von Professor Neuser).

Beide Bücher a) und b) beinhalten auch Artikel zu Hegels Arbeiten zur Mathematik.

4c) Neuser, Wolfgang: Natur und Begriff - Studien zur Theoriekonstitution und Begriffsgeschichte von Newton bis Hegel, Verlag J.B. Metzler, Stuttgart/Weimar 1995, ISBN 3-476-01281-6, kartoniert, 256 S., 58 DM

4d) Hegel, G.W.F.: Dissertatio Philosophica de Orbitis Planetarum / Philosophische Erörterung über die Planetenbahnen ( Schriften z. Naturphilos., 00002 ), übers., eingel. u. komment. v. Neuser, Wolfgang, VCH in Akademie Verlag Berlin., 1986, ISBN 3-527-17547-4, 64 DM

Druckt nicht nur den kompletten Text von Hegels berühmt-berüchtigter Dissertation in Latein und deutsch ab, sondern kommentiert diese auch noch sehr ausführlich, so wird etwa die Berechtigung der darin enthaltenen Kritik der damaligen Newtonianer herausgestellt und es wird herausgearbeitet, dass Hegel keineswegs contrafaktisch neue Planeten leugnete sondern im Gegenteil zu empirisch versuchte eine Formel zu finden, die den damals bekannten empirischen Tatsachen entsprach. (Siehe der ausführliche -englische- Auszug unter Hegel and the Planets)

Generell lässt sich - entgegen den beliebten Legenden- meistens feststellen, dass Hegel sehr gut über den Stand der Wissenschaft seiner Zeit informiert war (siehe z.B. 1a, 4a, 4g, 4h) und seine Fehler eher in einem zu großen Festhalten am empirischen an den damaligen Forschungsergebnissen, einem Misstrauen in zu großen Spekulationen lag (allgemein dazu sehr schön in Vittorio Hösle "Hegels System").

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zu Spezialgebieten der Naturwissenschaft:

4e) Wandschneider, Dieter: "Raum, Zeit, Relativität - Grundbestimmungen der Physik in der Perspektive der Hegelschen Naturphilosophie", Verlag Vittorio Klostermann, Frankfurt 1992, ISBN 3-465-01471-5, 231 Seiten.

Dies ist (im Bereich der Hegel-Literatur) sehr berühmtes Werk (vermutlich wurde es bereits früher in einer anderen Ausgabe veröffentlicht, denn frühere Bücher, (etwa 1a, 4a,4b) zitieren daraus. Es versucht den 1.Teil von Hegels Philosophie der Natur zu rekonstruieren (bis zum Kapitel vom Licht) und zeigt, dass Hegels Auffassungen kompatibel mit Einstein (mehr als mit Newton) sind.

[Inhaltsverzeichnis des Buches]

f) Ihming, Karl-Norbert: "Hegels Deutung der Gravitation", athenäum, Frankfurt 1989, ISBN 3-610-09231-9, 245 Seiten

seine Dissertation, behandelt Hegels Bemerkungen zur Gravitation. Er zitiert (kritisch) Wandschneider, aber nicht Neuser. Ihming ist derzeit Professor in Bielefeld.

4f2) Ziche: "Mathematische und naturwissenschaftliche Modelle in der Phil. Schellings und Hegels" (Frommann - Holzboog /Stuttgart - Bad Cannstatt 96).

Herr Ziche behandelt dabei die mathematisch - physikalischen Auseinandersetzungen zwischen Fichte - Schelling und Hegel. Er liefert dabei klare Darstellungen und Deutungsmöglichkeiten bzgl. der Infinitesimalrechnung; dem Hebel und den Keplerischen und Newtonischen Gesetzen. Schwerpunkt seiner Betrachtungen liegt aber dabei primär bei Hegel, wobei dessen Moment - Begriff noch eine besondere Beachtung findet.

[Empfehlung von Ulrich Baare. Ich hatte Gelegenheit kurz in das Buch hineinzuschauen und es macht wirklich einen guten Eindruck, wie übrigens fast alle Bücher zu Hegel bei Fromann-Holzboog. KF].

4g) Engelhardt, Dietrich von: "Hegel und die Chemie - Studien zur Philosophie und Wissenschaft der Natur um 1800", Guido Pressler Verlag, Wiesbaden 1976, no ISBN, 252 Seiten.

vergleicht Hegels Theorie der Chemie mit der Chemie seiner Zeit.

4h) Breidbach, Olaf: "Das Organische in Hegels Denken", Verlag Königshausen + Neumann, Würzburg 1982, ISBN 3-88479-070-6

vergleicht Hegels Philosophie der Biologie und des Organischen mit den Theorien seiner Zeit, einschließlich Goethes. Prof. Breidbach ist derzeit Professor in Jena für die Geschichte der Naturwissenschaft des 18. und 19.Jahrhunderts.

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5. Zum subjektiven Geist:

5a) Fetscher, Irving: "Hegels Lehre vom Menschen", Fromann-Holzboog, Stuttgart-Bad Cannstatt 1970, keine ISBN, 285 S., Leinen

In den 70er und 80er Jahren einziger bekannter Kommentar des ganzen subjektiven Geistes, aber leider schwach.

5b) Stederoth, Dirk: Hegels Philosophie des subjektiven Geistes. Ein komparatistischer Kommentar.", Akademieverlag, Berlin, Oktober 2001, ISBN 3-05-003670-2, gebunden, 447 Seiten, 64 Euro.

"Für diese ausführliche komparatorische Detailanalyse werden alle verfügbaren Materialien zur "Philosophie des subjektiven Geistes" des Heidelberger und Berliner Hegel, darunter auch unveröffentlichte Vorlesungsnachschriften, herangezogen, wobei die Analyse immer auch auf die erfahrungswissenschaftlichen Grundlagen zurückgreift." 

(Auszug aus der Selbstanzeige des Verlages.)

5c) Güßbacher, Heinrich: "Hegels Psychologie der Intelligenz", Verlag Dr. Johannes Königshausen + Dr. Thomas Neumann, Würzburg 1988, ISBN 3-88479-346-2, 364 S., ca. 65 DM.

Interessant ist hauptsächlich der erste Teil, wo er Hegel bespricht. (u.a. ein guter Kommentar von "Der Theoretische Geist" in der Psychologie und interessanter Text zu Begriff, Urteil, Schluss.)

[Inhaltsverzeichnis des Buches]

Leider fehlt, wie öfters in derartigen Detailskizzen, ein Verständnis der Gesamtarchitektur von Hegels Werk:

Am Ende kritisiert er Hegel und sagt, dass die in der in dem Psychologie-Abschnitt "der Theoretischer Geist" entwickelte Gang doch der wahre Grund / Ursache / Ursprung der Logik wäre.

Hier übersieht er, dass Hegel das genetisch genauso sieht, aber natürlich nicht von der Geltung her. Wie viele Marxisten hat selbst Güßbacher ein verkürztes Hegelverständnis.

Aber gerade weil das Hegel genetisch genauso sieht, ist Güßbacher so wichtig, für eine Rezeption des (im marxistischen Jargon) "materialistischen" Hegels gegenüber den beliebten Legenden vom angeblich konstruierenden Spinner.

5d) Peperzak, Adriaan Theodor: "Hegels praktische Philosophie", Fromann-Holzboog, Stuttgart-Bad Cannstatt 1991, ISBN 3-7728-1351-8, Leinen, 372 S., leider 280 DM.

Behandelt sehr gut und Wort für Wort die Paragraphen 469-552 der Enzyklopädie, mit Ausnahme der Paragraphen zu Familie und bürgerlichen Gesellschaft, leider. u.a. werden darin alle 3 Fassungen der Enzyklopädie Satz für Satz verglichen und Peperzak hat eine ausgezeichnete Methode gefunden, alle die (Teil)Sätze von Hegel wirkungsvoll aufzudröseln, auch mit einer Art Baumdarstellung des gesagten (in dem die Teilsätze nach Grammatik und Sinn zerlegt werden, gibt einen echten Aha-Effekt).

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6. Zum objektiven Geist:

Vorbemerkungen zur Primärliteratur:

In der Suhrkampausgabe siehe dazu stw 607 (Philosophie des Rechts), 610 (Enzyklopädie, 3.Teil) und stw 612 (Geschichtsphilosophie).

Weitere wichtige Artikel finden sich u.a. stw 602 (Verfassungsschrift) und 611 (Englische Reformbill).

Zur Entwicklungsgeschichte interessant sind seine Arbeiten in Jena vor Erscheinen der Phänomenologie, die Jenaer Systementwürfe, die leider in der stw (=Suhrkamp Taschenbuch Wissenschaft) Ausgabe kaum zu finden sind, da sie erst nach 1970 veröffentlicht wurden (erstmals 1976, als Taschenbuch erst 1987). Diese finden sich relativ preiswert (ca. 30 DM / Band) in der Philosophischen Bibliothek bei Meiner (PhB 331-333), vor allem im 1. (PhB 331) und 3. (PhB 333) Band der dort herausgegebenen Jenaer Systementwürfe. Hier tauchen z.B. Begriffe wie Entfremdung und abstrakte Arbeit zum ersten Mal auf.

In den letzten 20 Jahre sind auch wichtige Vorlesungsnachschriften aufgetaucht, die z.T. ebenfalls Korrekturen am überlieferten Hegelbild nahe legen:

Ilting hat bei Frommann-Holzboog eine 4 bändige Sammlung von Nachschriften gedruckt. Ironischer Weise wurden erst wenig später die beiden wichtigsten Nachschriften entdeckt:

"Philosophie des Rechts: Die Vorlesung von 1819/20 in einer Nachschrift.", Hrsg. von Dieter Henrich, 1983, Kt., DM 38, ISBN 3-518-57596-11

Hegels erste Rechtsvorlesung in Berlin, kurz vor dem Erscheinen seines Buches zur Rechtsphilosophie. Hier steht die Urform des berühmten Doppelsatzes von Hegel und zwar in der aufschlussreichen Form: "Was vernünftig ist, wird wirklich und das Wirkliche wird vernünftig" und es gibt eine besonders ausführliche Darstellung der Probleme der bürgerlichen Gesellschaft.

Am wichtigsten für die neuere Forschung ist die kurz darauf entdeckte Nachschrift des Studenten Wannemann, die sowohl in einer Ausgabe beim Meiner Verlag wie auch bei Fromann-Holzboog erschienen ist.

Beste Sekundärliteratur ist das bereits unter 5d erwähnte Buch von Peperzak. Dann:

6a) Riedel, Manfred (Hrsg): "Materialien zu Hegels Rechtsphilosophie", Band 2, stw 89, Frankfurt 1974 (1.Auflage 1975!),

Band 2 enthält die wichtigsten Kommentare unseres Jahrhunderts (bis 1974), speziell des Nachkriegsdeutschlands. [mit Beiträgen u.a. von Liebrucks, Ilting, Ritter, Horstmann, Averni, d'Hondt, Bloch, Hyppolite]

Die Kommentare aus dem 19.Jahrhundert, die in Band 1 versammelt sind, darf ich wohl eher als bekannt voraussetzen.

6b) "Anspruch und Leistung von Hegels Rechtsphilosophie", Hrsg. v. Christoph Jermann (mit Texten von Jermann und Hösle), Fromann-Holzboog Verlag, Stuttgart/Bad Cannstatt 1987, ISBN 3-7728-0907-3

6c) Wood, A.W. "Hegel's Ethical Thought", Cambridge University Press, Cambridge 1990

Behandelt entgegen dem Titel praktisch die ganze Rechtsphilosophie, vor allem im engl. Kulturkreis ein wichtiger Hegel-Autor.

Die ganze englische Hegel-Rezeption ist (oder war?) völlig verdorben, kann man schon daran sehen, dass Russel mal in den Kreisen verkehrt haben soll und dann in seiner Philosophiegeschichte die inkompetenteste Hegeldarstellung schreibt, die ich je gesehen habe (und das ist schon eine besondere Leistung).

Das Wood-Buch ist vor diesem Hintergrund nicht schlecht, im Gegenteil, hält viele interessante Einsichten bereit.

Aber als Deutsche lest es besser vor dem zuverlässigeren Hintergrund von Peperzak.

6c1) Peperzak, Adriaan: "Philosophy and Politics - A Commentary on the Preface to Hegel's Philosophy of Right", Martinus Nijhoff Publishers, Dordrecht 1987, ISBN 90-247-3338-3 (paperback), 144 pages.

Eine sehr detaillierte (es wird Absatz für Absatz einzeln durchgegangen und kommentiert) Darstellung von Hegels berühmt berüchtigter Vorrede zur Rechtsphilosophie, mit besonderer Berücksichtigung der Zeitumstände von einem Experten (siehe auch 5d).

6d) Pridat, Birger P.: "Hegel als Ökonom", Verlag Duncker & Humbolt, Berlin 1990, ISBN 3-428-0694-1; 68 DM

Eines der wenigen Bücher zu dem Thema. Allerdings von einem Wirtschaftstheorie-Historiker (kennt sich also eher mit dem aus, was andere, angefangen von Aristoteles, auch zu dem Thema wann und von wem beeinflusst geschrieben haben als mit dem übrigen Hegel).

Hegel rezipierte sehr kritisch die englischen Nationalökonomen, leider ist eine (laut Rosenkranz) brillante Kritik der Lehren von Ricardo durch verloren gegangen (Laut einem Artikel in den Hegelstudien soll Hegels Familie einen Grossteil von Hegels Papieren an eine Papiermühle weggegeben haben).

Pridat kritisiert nun Hegel inhaltlich gerade weil dieser Smith & co. nicht folgt, zu sehr im kameralistischen Denken verfallen gewesen sei. Pridat vergleicht Hegel also am Maßstab von Smith etc., statt Hegels Konzeption für sich zu untersuchen.

Wie so oft wird auch hier der Gesamtzusammenhang von Hegels Darstellungen mit schwerem Schaden für die Darstellung ausgeblendet.

6e) von Bogdany, Armin: "Hegels Theorie des Gesetzes", Alber Verlag, Reihe Symposion Nr. 89, Freiburg 1989, ISBN 3-495-47683-0, ca. 100 DM

Behandelt sehr ausführlich alles was Hegel zu juristischen Themen, Gesetz, Gesetzgebung usw. gesagt hat, auch mit Hinblick auf die Logik, aber ohne Bezug zu "Naturgesetzen".

6f) Bautz, Timo "Hegels Lehre von der Weltgeschichte", Wilhelm Fink Verlag, München 1988, ISBN 3-7705-2475-6

[Inhaltsverzeichnis des Buches]

Bestes Buch über das Thema. Gutes Material hierzu findet sich sonst auch in Hösle "Hegels System" (s.1a) und Peperzak (s.5d)

6g) Hösle, Vittorio: "Moral und Politik: Grundlagen einer politischen Ethik für das 21.Jahrhundert", Verlag C.H.Beck, München 1997, ISBN 3-406 42797-9, Leinen, 1216 Seiten, 98 DM.

Hösles Neuentwurf von Hegels Objektivem Geist, basierend auf seiner Kritik daran in Hegels System und den vielen kleineren Artikeln die er dazu in Taschenbüchern im Beck Verlag veröffentlichte).

[Inhaltsverzeichnis des Buches]

Wie üblich bei Hösle sehr dicht, mit vielen interessante Einzelüberlegungen (ähnlich wie z.B. auch der Kantianer Höffe), kann mich aber insgesamt nicht überzeugen.

Architektonisch gefällt mir Hegels Werk besser (Argumente dazu z.B. bei Bautz 6f und Peperzak 5d). Inhaltlich fehlt z.B. eine ernsthafte Beschäftigung mit dem Marxismus, der nur sehr äußerlich rezipiert wird, so dass dieser nicht aufgehoben werden kann. Außerdem habe ich manchmal (auch in 1a) den Eindruck, dass Hösle erst ein Ergebnis hat und erst dann die Begründung sucht, seine Ziele sind daher öfters nicht genügend kritisch abgesichert. Einige Einschätzungen wirken recht naiv oder wirklichkeitsfremd.

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7. Zum Absoluten Geist:

...kann ich derzeit nur kleine Spezialabhandlungen anbieten:

7.1. Ästhetik:

7.1a) Hösle, Vittorio: "Die Vollendung der Tragödie im Spätwerk des Sophokles", Fromann-Holzboog, Stuttgart-Bad Cannstatt 1984, ISBN 3-7728-0895-6, kartoniert, 181 S.

Behandelt nicht nur Sophokles sondern die 3 wichtigsten Tragödiendichter der Griechen in einer dialektischen Fortentwicklung.

In dem neuen Nachwort der 1998er Auflage von 1a) erwähnt Hösle 3 weitere Werke zu Hegels Tragödienkonzept, davon eines in englisch.

7.1b) Rosenkranz, Karl "Ästhetik des Hässlichen" Verlag Bornträger, Königsberg 1853, (heute z.B.: Reclam Verlag, Leipzig 1990, ISBN 3-379-00526-6, TB, 441S., Original 7,50 DM, inzwischen 24 DM)

Ist eine gute Ergänzung zu Hegels Ästhetik: wie der Name andeutet, werden weitere Themen (sozusagen spiegelbildlich zu Hegels Ästhetik) erklärt, es wird Material aus der Zeit zwischen Hegels Tod und der Herausgabe des Buches (Mitte 19.Jahrhundert) besprochen und an verschiedenen Stellen korrigiert Rosenkranz auch einige Positionen von Hegel, überzeugend, wie ich finde.

[Inhaltsverzeichnis des Buches]

7.1c) Nowak, Adolf: "Hegels Musikästhetik", Gustav Bosse Verlag,  Regensburg
1971, 221 Seiten (Studien zur Musikgeschichte des 19. Jahrhunderts, Band 25)
Zugl.: Saarbrücken, Univ., Philos. Fak., Diss., 1969, ISBN 3-7649-2039-4

Eine sehr gute und vollständige Dissertation zu Hegels Konzeption der Musik. Berücksichtigt nicht nur Hegels "Vorlesungen zur Ästhetik", sondern auch die entsprechneden Abschnitte in der Naturphilosophie und der Theorie des subjektiven Geistes. Im ersten Kapitel des Buches wird darüber hinaus auch noch Hegels privater Kontakt mit Musik anhand reichhaltigem biographischem Material geschildert.

Eine ausführliche Online Bibliographie mit Material zu Hegels Theorie der Musik findet sich hier: http://users.unimi.it/~gpiana/dm1hegal.htm.

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7.2.Religion

Zu den Primärquellen:

Die besten Primärquellen zu Hegels Religionsphilosophie ist die von Jäschke herausgegebene drei bändige Ausgabe von Hegels Religionsvorlesungen bei Meiner. Besonders nützlich auch der sehr ausführliche philologische Kommentar, der viele Hintergrundinformationen gibt und die Hälfte des Volumens einnimmt. In der Reihe Philosophische Bibliothek ist auch eine preiswerte textgleiche Taschenbuchausgabe (PhB 459-461) davon auf dem Markt gekommen, allerdings ohne die Kommentare.

Entwicklungsgeschichtlich interessant sind natürlich auch Hegels theologische Jugendschriften, auf die zum ersten Mal Anfang des Jahrhunderts Dilthey und sein Schüler Nohl ("Hegels theologische Jugendschriften") aufmerksam machten. Leider gibt die Suhrkampausgabe der Hegelwerke hier nur ein sehr unzureichendes Bild.

7.2 a) Lenze, Reinhold: "Die außerchristlichen Religionen bei Hegel" Vandenhöck & Ruprecht, Göttingen 1975, ISBN 3-525-87468-5

Behandelt den 2.Teil der Religionsphilosophie (die besondere Religion). Es wird detailliert untersucht, welche Quellen Hegel zur Verfügung hatte, wie (=Dass) er auf der Höhe der Kenntnisse seiner Zeit war, wie sich Hegels Aussagen zu unseren heutigen Kenntnissen verhalten. Wird auch in 7.2.b lobend erwähnt.

Jäschke gilt als der weltweit beste Kenner von Hegels Religionsphilosophie. Er hat am Bochumer Hegel Archiv u.a. die erwähnte vorzügliche 3 Bändige Edition der Vorlesungen zur Religionsphilosophie herausgegeben.

Danach arbeitete er am Schleiermacher Institut in Berlin. Inzwischen ist er Pögglers Nachfolger als Vorsitzende des Bochumer Hegel-Archivs geworden.

Seine beiden "klassischen" Bücher zu dem Thema sind:

7.2b) Jäschke, Walter: Die Religionsphilosophie Hegels, Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 1983, ISBN 3-534-07007-0, 154 S., kartoniert.

Gibt u.a. einen entwicklungsgeschichtlichen Überblick über die religiösen / theologischen Gedanken Hegels in seinen Entwicklungsphasen und gleichzeitig ein vorzüglicher kommentierter Überblick über die Sekundärliteratur zu dem Thema.

7.2c) Jäschke, Walter "Die Vernunft in der Religion", Fromann-Holzboog, Stuttgart-Bad Cannstatt 1986, ISBN 3-7728-1188-4, 478 S., Leinen

Behandelt ausführlich die 4 Themenkomplexe:

  • Die Auseinandersetzung Hegels mit Kant
  • Hegels Religionsphilosophie in Jena
  • Hegels Religionsphilosophie in Berlin
  • Der Streit um die spekulative Religionsphilosophie

7.2d) Küng, Hans: "Menschwerdung Gottes", 1970

Behandelt sehr schön die Entwicklung der Stellung Hegels zur christlichen Religion und besonders zur Christologie, von seinen frühesten Schriften an. Er wertet dabei sehr viel  Sekundärliteratur zur Entwicklung der Theologie seit der Renaissance und zu Hegel aus (die er auch kommentiert) und kommt so zu vorsichtigen und fundierten Urteilen. Dabei versucht er sich in Hegel hereinzudenken und lässt sich auch tatsächlich auf Hegels Fragestellungen ein, die er versucht nachzuvollziehen, er ist tatsächlich am Thema interessiert, so dass auch seine Fragen und Kritiken an Hegel interessant und am Thema bleiben. Er vermeidet die Extreme, Hegels Entwicklung als nur theologisch oder nur nicht-theologisch darzustellen.

Das Buch ist inzwischen auch als preiswerte (29,80 DM) Taschenbuchausgabe  zu haben in der Serie Piper Band 1049, ISBN 3-492-11049-5, 704 Seiten.

Komplementär zu den Ausführungen zu Liebrucks und Stekeler-Weithofer lässt sich auch feststellen, dass die Logik mit theologischen Fragestellungen erstaunlich kompatibel ist, dass sich in der Logik auch gut Antworten auf  wichtigen theologische Fragen finden lassen, dass theologische Fragen zum tieferen Verständnis der Logik beitragen.

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7.3. Philosophie

Hösle, Vittorio "Wahrheit und Geschichte", Fromann-Holzboog, Stuttgart-Bad Cannstatt 1986, ISBN 3-7728-1188-4, 774 S., Leinen

[Inhaltsverzeichnis des Buches]

Enthält im 1.Teil (etwa 150 S.) eine schöne Kritik der gängigen philosophie-historischen Theorien (wie sie auch verwandt in der Geschichts- und Literaturwissenschaft anzufinden sind).

Im 2.Teil, der den Grossteil des Buches ausmacht, findet sich dann eine philologisch und philosophisch großartige Darstellung der Philosophie von Parmenides bis Platon, wobei einige der Ergebnisse von Hegel umgeschrieben werden.

Das Buch wird ergänzt durch Hösles Buch "Philosophiegeschichte und objektiver Idealismus" (München 1996, Beck'sche Reihe 1159, ISBN 3-406-39259-8, 277 S.), insbesondere durch den darin enthaltenen Aufsatz "Was sind die wesentlichen Unterschiede zwischen der antiken und der neuzeitlichen Philosophie".

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8. Rezeption, Wirkungsgeschichte...

8a) Burkhardt, Bernd: "Hegels 'Wissenschaft der Logik' im Spannungsfeld der Kritik", Georg Olms Verlag, Hildesheim, 1993, ISBN 3-487-09769-9, ISSN 0585-5802

Behandelt die Kritiken an Hegels Logik, die noch zu Lebzeiten Hegels veröffentlicht wurden. u.a. die Kritiken von Schelling, C.H.Weisse, I.H.Fichte, Braniss, Fries, Herbart, Schubarth

8b) Eßbach, Wolfgang: "Die Junghegelianer - Soziologie einer Intellektuellengruppe", Wilhelm Fink Verlag, München 1988, ISBN 3-7705-2434-9; 98,-- DM

Eßbach beschäftigt sich bereits seit langem mit den Junghegelianern und hat darüber eine Reihe von Werken geschrieben. Das vorliegende Werk geht weniger auf die Inhalte der Philosophien der Jungehegelianer ein, sondern interessiert sich für das gesellschaftlich / historische Umfeld und die "Gruppendynamik". Ein kenntnisreiches Werk mit nützlichen Hintergrundinformationen und guter, kommentierter Bibliographie zum Thema.

8c) Köhnke, Klaus Christian: "Entstehung und Aufstieg des Neukantianismus - Die deutsche Universitätsphilosophie zwischen Idealismus und Positivismus", stw 1087, Frankfurt 1993, ISBN 3-518-28687-0, 624 S., 34.80 DM

Hintergrundinformationen über den Gang der Universitätsphilosophie in Deutschland nach Hegels Tod, mit viel hier zuerst ausgewertetem Primärmaterial.

8d) Kiesewetter, Herbert: "Von Hegel zu Hitler", Hoffmann und Campe, Hamburg 1974, ISBN 3-455-09112-1; leider nicht mehr lieferbar

In der Kernthese (wie der Titel schon andeutet, will der Autor zeigen, dass es eine Spur von Hegel zu Hitler gibt) verfehlt, aber mit interessantem Material, u.a. auch über das Verhalten der prominentesten "Hegelianer" unter dem NS-Regime.


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