Zum Tod
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Meine Mutter ist vor kurzem gestorben und so möchte ich dies zum Anlass nehmen, Gedanken zum Leben nach dem Tod zu entwickeln. Ich werde versuchen, dazu mit der Zeit mehr und auch besser zu schreiben, dies ist ein erster Versuch / Entwurf.

Hegel hat zu dem Thema erstaunlich wenig geschrieben. Zumindest gegen eine Wiedergeburt hat er in seiner Religionsphilosophie argumentiert. Auf die Frage seiner Frau über das Leben nach dem Tod hat er nur stumm auf die Bibel gedeutet, wohl ein Zeichen, dass er dazu entweder nichts oder (wohl eher) zumindest nichts tröstliches/ für sie passendes zu sagen wusste.

Fangen wir mit dem unproblematischen an und gehen von da aus zu dem eigentlich zentralen, schwierigen Thema fort. Ich steigere mich also ontologisch: ich fange mit dem fortbestehen der Natur (Marxisten würden wohl "Materie" sagen) an, und gehe dann über höhere Formen der Natur bis hin zu Gesellschaft und Individuum fort.

1.

Sobald keine Seele mehr unseren Körper zusammen hält, wird er verfallen, sich auflösen. (Zur Seele wird unten noch mehr gesagt).

Unsere Atome werden wohl bis zum Ende des Universums weiter bestehen, selbst über das Ende unserer Erde hinaus (Hegel sagte einmal, dass das, was lange andauert, eher das ontologisch weniger wertvolle ist. Wohl weil es als weniger komplex auch weniger verletzlich ist).

Die Bestandteile unseres Körpers, unser Fleisch, unsere Proteine usw. werden wieder eingehen in den Kreislauf der Natur, etwa als Nahrung der sprichwörtlichen Würmer zu Humus werden.

Als Leben teilen wir mit anderem Leben Teile unseres Erbgutes, angefangen vom kleinen Einzeller über unsere Art bis hin zu unseren Verwandten und Nachkommen. Solange diese weiter bestehen, leben unsere Erbanlagen fort.

Aus der bisher entwickelten Fortdauer von uns über unseren Tod hinaus mögen eingefleischte Materialisten und Naturliebhaber eine gewisse Befriedigung ziehen, doch die meisten werden fühlen, dass damit die eigentlichen Fragen nach dem Leben nach dem Tode noch nicht beantwortet sind. Schließlich bestimmen die meisten den Menschen nicht nur rein körperlich sondern auch nach seinem Geist, seiner Seele (siehe Fußnote zur Seele). 

[So ist ja das Problem an den politischen Betrachtungen des Menschens bezüglich seiner Erbanlagen (meistens von rechts) weniger, dass der Mensch etwa nicht auch genetisch bestimmt wäre, sondern dass dieses zum wesentlichen gemacht wird, also die ontologisch darüber liegenden Aspekte dabei vernachlässigt werden.]

Die Frage ist also, wie unser Geist weiterlebt.

2. In unseren Taten, den Spuren unseres Wirkens:

Wir haben Dinge geschaffen, etwa Kleidung oder Möbel,  als Handwerker oder Arbeiter oder Künstler haben wir Gebrauchsgegenstände geschaffen, ein Haus gebaut, einen Garten angelegt, ein Feld urbar gemacht. Alles Dinge, von denen uns sicher einige überleben werden.

Vielleicht schaffen wir auch eigene Organisationen: Vereine, Parteien, Organisationen, Institutionen oder nehmen an ihren Teil, identifizieren uns mit ihren Zwecken. Auch diese werden nach unserem Tode fortleben.

In unseren Beziehungen zu unseren Mitmenschen haben wir eingewirkt, diesen geholfen, vielleicht eine Freundschaft, Beziehung, Ehe gerettet, ein Leben (sei es das einer Katze, sei es eines anderen Menschen) gerettet oder ihm geholfen, wir haben auf sie eingewirkt, ihnen etwas beigebracht oder sie zum Lachen gebracht.

Speziell in unserer unmittelbaren Umgebung haben wir stark auf die Menschen gewirkt, man denke etwa an unsere Familienmitglieder (in unseren Kindern finden wir eine Art Synthese von 1 und 2) oder Partner, hier wird sich unser Wirken nicht nur in der Erinnerung sondern auch ganz objektiv in seinen Spuren im Geist dieser Menschen fortleben.

3.

Und so leben wir auch als subjektiver, endlicher Geist insofern fort, als dieser subjektive, endliche Geist Teil hatte am allgemeinen, absoluten Geist (so wie wir als einzelner Mensch auch Teil hatten an unserer Art und der Natur):

So fühlen und denken alle Menschen, sie lesen die Bücher die wir gelesen haben, können Gedanken denken, die wir gedacht haben, können die selben Gefühle fühlen, sich an den selben Dingen erfreuen und an den selben Problemen leiden, ähnliche Anliegen haben, sich von ähnlichem Bewegen lassen usw.

Als Synthese von 2 und 3 können wir uns denken, wenn wir Spuren hinterlassen, die zum Fortschritt des Geistes beitragen: künstlerische Werke, religiöse Erfahrungen, philosophische Entdeckungen, ein Fortschritt der Wissenschaft oder der Kultur (oder auch etwa: ein Fortschritt im Zusammensein der Menschen, etwa im Politisch-Gesellschaftlichem, sei es für sich betrachtet, sei es als Vorraussetzung für weiteren Fortschritt des Geistes).

4.

Was übrig bleibt, ist die eigentliche Kernfrage, die Frage nach dem Fortbestand der individuellen Seele, des individuellem Seins als Einheit für sich, unseres Ichs.

Hierzu lässt sich leider wissenschaftlich wenig sagen. Klar dürfte sein, dass ein solches Fortleben, wenn es denn eines gäbe, sich von dem bisherigen Leben unterschiede, denn es gibt ja nun keine Einheit mit einem Körper mehr, auch ein Ich wäre unter solchen Bedingungen nicht mehr das selbe. 

Die Antwort vieler Richtungen, dass es dann eben einen Art Astralkörper (oder wie immer man es nennen will) gäbe, zu dem die Seele dann die Einheit wäre, sozusagen die materielle Einheit gedacht als getrennt vom Körper, löst nicht das Problem, dass es sich immerhin um eine andere Art von Einheit (eben ohne den Körper) handelt, also z.B. das Einwirken auf die Welt mit Hilfe des Körpers weg fällt.

Vor allem, Astralkörper oder nicht: was geschieht dann weiter: 

  1. Sind die Seelen weiter auf der Erde (in primitivster Form etwa in Form von Geistern, aber auch ganz andere Formen wären ja denkbar)?
  2. geht die Seele, wie die Lehre von der Seelenwanderung glaubt, dann in einen anderen Körper ein?
  3. hören wir, jenseits von dem oben gesagten, ganz auf als Individuen zu bestehen (und wenn ja, wie: vielleicht 3a) fürsich ausgedrückt durch eingehen in ein "Nirvana"?)
  4. oder gehen wir dann in den absoluten Geist, Gott auf? Ist dieses Aufgehen dann so wie unter 3, also oben beschrieben, oder noch in einer eigenen Form? 
  5. Auch sonst sind weitere Formen denkbar (Wobei ein ewiges Paradies oder Hölle eher unwahrscheinlich erscheinen)

Hegel hat wohl, wie wohl auch die meisten Menschen der heutigen westlichen Welt, eher an (3) gedacht, also daran, dass unser individuelles Leben mit dem Tode aufhört. In der Tat ist es die Lösung, die am ehesten dem "Occamschen Rasiermesser" (in etwa: führe keine unnötige zusätzliche Annahme ein) entspricht.

Klar ist aber auch, dass wir derzeit eben durch eine absolute Grenze vom Tod geschieden sind, wir wissen also nicht was dabei wirklich passiert, wir können also nichts wirklich ausschließen. Derzeit ist sowohl die Behauptung eines derartigen Schicksals des Individuums, wie auch das Ausschließen eines derartigen Schicksals nach dem Tod etwas was die Wissenschaft momentan überschreitet (Agnostizismus), also eher Gegenstand von klassischem Glauben jenseits von überzeugenden objektiven Gründen.


Fußnoten:

(1) Für Hegel ist die Seele einfach dasjenige, was den Körper zusammenhält, ähnlich wie für ein Werkzeug der Zweck. Aber eben nicht wie bei einem Werkzeug als etwas ihm äußerliches sondern ihm innerliches, innewohnendes, das sich gut negativ feststellen lässt: ein abgeschlagener Arm lebt nicht mehr lange weiter und eben nach dem Tod des Menschens, stirbt eben sein Körper, weil nun ohne Seele.

Zurück zum obigen Text.

 

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