Zu Spielzeug
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Zu dem beseelten Kinderspielzeug: 

A) ich denke, für die Empfindung der Kinder ist am wichtigsten, wie sie sehen, wie die anderen mit dem Spielzeug umgehen. Wenn ich z.B. mit einem Spielzeug, etwa einer Handpuppe, einer Marionette, eine Stofftier oder Puppe lebhaft umgehe, dann überträgt sich das auf das Verhältnis meiner Tochter Clara  zu dem Spielzeug, es ist dann, zumindest für eine Weile beseelt. Die Erinnerung an die Spiele lebt fort, ist Teil des Spielzeuges. Das funktioniert eingeschränkt sogar, wenn ich aus zwei gelben Bauklötzen im Spiel einen Löwen oder eine Ente (oder abwechselnd beides <g>) mache.

In diesem Zusammenhang passt auch das Herstellen des Spielzeugs, wenn es einen personellen Zusammenhang (was für eine scheußliche nichtssagende Baustein-Sprache für Formulierungsfaule bringt uns dieses Soziologiedeutsch) zwischen de(m/r) "Produzenten" und dem Kind gibt, etwa gemeinsam etwas basteln usw.

B) Davon unterscheide ich die Frage nach einer "Seele", die sich in dem Spielzeug sozusagen "objektiv", ohne Vermittlung durch einen direkten menschlichen Kontakt "manifestiert".

Während ein beseeltes Lebewesen sozusagen für sich selbst Zweck ist und darin eine organische Einheit bildet, ist ein von einem Mensch hergestellter Gegenstand etwas, das keinen Zweck für sich hat, sondern dem der Mensch einen Zweck gibt, dieses diesem äußerlich ist (so ist etwa ein organisches Lebewesen krank und wird wieder gesund, während ein von Menschen hergestelltes kaputt geht und repariert werden muss).

Aber natürlich kann es ein Zweck sein, Kinder zu erfreuen, etwas herzustellen, das Kindern Spaß macht, woran sie etwas lernen usw.

In beiden Fällen handelt es sich aber natürlich nicht um eine Seele im natürlichen Sinne, sondern nur im übertragenen Sinne, denn die Seele wird von außen "hineingelegt" und in erster Linie vom Kind empfunden.

Vor diesem Hintergrund der folgende Kommentar zu deiner "Geschichte":

Jedes Spielzeug ist beseelt. Es wohnt die Seele  desjenigen in ihm, der es kreiert und hergestellt hat.

Im Sinne des oben besprochenen hat dies eine übertragene Teilwahrheit, so pauschal klingt mir das aber gleichzeitig etwas mystifizierend.

Ein schönes Spielzeug, das die Kinder zu schönen Spielen animiert, hat eine schöne Seele, d.h. einen liebevollen Hersteller, der Kinder liebt und ihnen Gutes will. Es ist ein Spielzeug, dass mit menschlicher Güte hergestellt wurde

Ich finde in diesen Formulierungen gerade das problematische, an dem was du schreibst, da sich daran zeigt, dass du die Seele des Spielzeugs eben im Hinblick auf einen externen Zweck (Kinder ... animieren) bestimmst. Es handelt sich also nicht um eine natürliche Seele im klassischen Sinne, eher um einen "Fetisch" (vgl. zum Fetisch).

Außerdem kann ein Kind auch mit Pappkartons, Bindfäden und einfachen Bauklotzen oder Stoffresten schön spielen, wie ich aus eigener Erfahrung weiß (wozu keine besondere Liebe beim herstellen nötig ist), während so manche liebevoll hergestellte Puppe oder Stofftier vor allem das Herz der Eltern erfreut, es da jedenfalls keinen linearen Zusammenhang Güte / Liebe beim Herstellen -> Kind liebt Spielzeug, spielt gut damit gibt.

Manche Kinder ahnen, dass Spielzeug eine Seele besitzt. Auf der Suche danach zerrupfen sie Puppen und Plüschtiere, Autos und Eisenbahnen.

Im "Begreifen" der Welt suchen wir nach höheren logischen Kategorien (i.S. der hegelschen Logik), also über Begriffen, Gründe, Zwecke usw.

So erlebe ich z.B. bei meiner Tochter Clara (inzwischen ist sie 2 Jahre und 8 Monate alt), dass sie nach einer Phase "was ist das / wie heißt das" (Buch vom Sein), nun in der berühmten Warum-Phase (Buch vom Wesen) ist, also nach Vermittlungen fragt (aber natürlich geht der ersten Phase eine intensive nichtsprachliche Lernphase voraus, es gibt ein sehr gutes Buch dazu: "Oh je, ich wachse", es ist besser als der Titel).

So ist das Spielzeug zu zerlegen in den ersten Phasen eher ein Herumprobieren, etwas in den Mund nehmen, anfassen, usw.. Dass das Spielzeug dabei auseinandergeht ist dabei eher ein zufälliges Ergebnis.

In der "Wesens"-Phase wird etwas eben nicht so gelassen wie es ist, sondern es wird erforscht, also auch danach gesucht, wie die Einzelteile zusammen gehören, es werden Alternativen ausprobiert, es finden sich auch erste Verständnisse von "Mechanismen", wie etwas funktioniert.

Diese Zusammenhänge als die Suche nach der Seele in dem Spielzeug zu titulieren, passt vielleicht in dem Sinne, dass hier ein Bedürfnis nach höheren Kategorien als denen der Seinslogik waltet. Aber schon das ist etwas mystisch ausgedruckt, eher ein kleine witzige Formulierung unter Hegelianern.

Aber ich finde deine Formulierung, bei denen ich eh Zweifel habe, ob sie so gemeint sind wie ich es darstelle, der direkte Zusammenhang legt es nicht nahe, zumindest missverständlich.

Tot ist also das Spielzeug erst, wenn es nicht mehr benutzt wird und unbeachtet, d.h. wie tot in der Ecke liegt.

Hier zeigt sich noch einmal sehr schön: einerseits, dass es wohl doch eher um eine Beseelung von außen nach meiner ersten Theorie (a) handelt. Denn derartiges "tote" Spielzeug lässt sich prima wiedererwecken, wenn etwa andere Kinder oder Erwachsene es in ihrem Spiel "beseelen". Und es zeigt sich an solchen Wiederbelebungen von außen auch, dass eben dies keine Seele im "klassischen", natürlichen Sinne ist.

Ist ein natürliches Lebewesen tot, so hat es keine Seele mehr, sein Zusammenhang löst sich auf (Verwesung usw.). Das lässt sich nicht so leicht wieder rückgängig machen.

Es gibt natürlich auch bei von Menschen Hergestelltem so etwas ähnliches: hat es seinen - ihm äußerlichen, von Menschen bestimmten - Zweck erreicht oder erfüllt es ihn nicht mehr, wird es nicht mehr repariert, gewartet und gepflegt und "stirbt" so (evtl. bis hin zum "Krematorium" des Schmelzofens). Aber solche Parallelen sind, glaube ich, nur für die Sonntagsbeilage interessant.  


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